Wie den meisten Lesern (durch mich) bewusst ist, müssen wir hier in Hólar im 2. Semester des 1. Jahres ein "eigenes" Pferd mitbringen. Also, es muss nicht unbedingt uns gehören, aber wir sollten es zumindest gut kennen und wenn möglich auch schon Turniere mit ihm geritten sein und so weiter. Nach einigem hin und her hab ich dann schliesslich ein halbwegs passendes Pferd bei Ólis Vater gefunden und auch die Reitlehrerin hat (wenn auch widerstrebend) zugestimmt. Der Wallach war sehr schön, aber leider auch ein schreckhaft. Was ja an sich nichts macht, aber anscheinend hat er gelernt, dass er, wenn er sich so aufführt, dann weniger arbeiten muss, weil die Leute Angst vor ihm kriegen. Soll konkret heissen, er hat sich vor allem und jedem "geschreckt", aber oft war das mehr Getue als wirkliche Angst. Seeeeeeeehr nervtötend, die reinste Drama Queen!
Nach einer Woche stellte sich dann heraus, dass ich ein viel besseres Pferd haben kann. Die Stute ist zwar schon seit 2 Jahren mindestens nach England verkauft, aber die Besitzerin hat sie nie exportiert. Sie hatte es zwar immer vor (ich hab mich von dem Pferd bestimmt schon 3 mal verabschiedet), aber immer wenn ich zurückkam, stand das Tier noch immer bei uns. Was ja niemanden wirklich gestört hat, weil es ein sehr gutes und auch noch dazu sehr liebes Tier ist. Diesen Sommer hätte sie nun wirklich fahren sollen, hat es (Überraschung!) aber nicht getan. Auf diverse Mails was denn jetzt mit dem Pferd geschehen sollte, hat die Besitzerin nicht reagiert. Óli (denkt ja mit, der Mann) hat schon im Sommer und im Herbst angefragt ob die Stute denn nicht mit mir nach Hólar könnte, falls sie nicht exportiert wird, aber nie eine Antwort erhalten. Umso überraschter waren wir, als sie dann in der 2. Jännerwoche schrieb, ja, gute Idee. Ich will mich nicht beschweren. Die Lehrer waren zwar anfangs nicht so begeistert, aber ich soll sie behalten weil sie ist auf jeden Fall besser und ruhiger als das andere Pferd. Also behalte ich sie. Mittlerweile gefällt sie den Lehrern auch ganz gut. :)
Sie heisst Rós (wie unschwer zu erraten bedeutet das "Rose") frá Sveinsstöðum und ist eine ganz liebe. Anfangs war sie etwas gestresst, kein Wunder, wir haben die Arme mit der ganzen Sache ziemlich überfallen. Am einen Tag steht sie noch friedlich auf der Weide und denkt sich nix Böses, am nächsten Tag steht sie im Stall und kriegt Hufeisen verpasst (darauf steht sie sowieso nicht besonders). Damit nicht genug, am übernächsten Tag wird sie in einen Lastwagen gesteckt (sie kennt eigentlich nur normale Hänger) und an einen Ort verfrachtet, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat und muss arbeiten. Also ich wär ja auch angepisst.
Das Bild ist natürlich vom Sommer, jetzt ist sie ein bisschen wuscheliger. Sie hat nur einen Nachteil: nämlich viel weiss. Das heisst, wo andere vor der Prüfung ein bisschen gründlicher putzen und Glanzspray auftragen, muss ich waschen. Das ganze Pferd! -_- Und dann schafft sies trotzdem, sofort wieder dreckig zu sein wie man auf dem Bild sieht:
Das Bild ist übrigens von unserer ersten Prüfung. Da mussten wir so Sachen machen wie Tore auf und zu, Bälle und "Lämmer" durch die Gegend befördern, über Tonnen springen und über Cavalettis balancieren. Das alles und noch mehr in 6 Minuten. Falls jetzt jemand wissen will was ich auf dem Foto mache: blöde Frage, ich suche Schafe. Das mit der Hand die Augen beschatten gehört nämlich auch zur Prüfung. Ja, ernsthaft. Auf die Frage eines Mitschülers nach dem Warum kam nur ein: "Wie willst du denn sonst die Schafe finden??" Völlig klar, immer diese Stadtkinder, keine Ahnung vom Leben.
Ich hab wohl was falsch gemacht, ich hab nämlich keine Schafe gefunden. Ob schon jemand in der Geschichte der Schule Schafe in der Reithalle gefunden hat, ist nicht überliefert. Falls doch wüsste ich gerne, was der- oder diejenige voher eingeworfen hatte.

