Montag, 22. September 2014

Unialltag mit Schwefelgeruch

Schon wieder eine Woche um, das geht hier noch schneller als beim Arbeiten. Erstaunlich. Und auch unerfreulich, denn man kommt meistens mit der Arbeit nur schwer nach... als Ausländer zumindest. Aber ich denke das wird sich geben.
Im Moment ist es natütlich vor allem die Sprache. Reden kann ich ja nicht so schlecht, aber sobald ich was schreiben muss steigt die dazu benötigte Zeit exponentiell an. Zum Glück können wir das meiste auf Englisch schreiben wenn wir wollen, aber die Reitlehrerin will unbedingt alles auf isländisch. "Alles" ist in diesem Fall unser Reittagebuch, eine einseitige Zusammenfassung eines kleine Artikels über Zügeleinwirkung und Leichtigkeit (bis Freitag) und eine grössere Hausübung, in welcher wir uns mit unserem eigenen Sitz befassen müssen: Stärken, Schwächen, Gründe für beides, Übungen die uns helfen, blablabla. Eigentlich ja voll interessant! Aber ich brauch für eine Seite isländischen Text cirka 3 Stunden, das macht das Ganze eher anstrengend, vor allem, weil wir ja nicht nur in diesem einen Fach Hausübungen haben... dann soll das alles natürlich auch möglichst "fræðilega" (=wissenschaftlich) geschrieben sein, dadurch wirds natürlich auch nicht einfacher. Ich hoffe die eine oder andere Klassenkollegin lässt sich mit Essen bestechen, mal einen Blick auf mein Geschreibsel zu werfen und das lesbar zu machen.
Hier mal ein typischer Screenshot meines Laptopbildschirms. Erläuterungen sind auch dabei, ich weiss allerdings nicht ob man die lesen kann...


Meine besten Freunde in der Küche kennt ihr teilweise schon: noch einmal ein verspätetes Dankeschön! Der Sandwichtoaster hat sich grade nicht aufs Foto getraut. Man beachte den (völlig verdienten!) Heiligenschein des Espressokochers! Oder ist das nur mein verklärter Blick... man weiss ja nicht.


Weil ich schon oben auf dem Screenshot die Bárðabúnga erwähnt habe: der Ausbruch dauert immer noch an, aber ihr hört nix davon weil sie keine Asche ausspuckt. Dafür anscheinend jede Menge Lava (ich meine irgendwo was von einem 200km langen Lavastrom gelesen zu haben) und leider auch ziemlich schwefelige Dämpfe. Am Anfang der Eruption hat der Westwind ein paar Tage lang alles schön aufs Meer hinausgeweht, aber dann wurde es leider windstill. Typisch! Auf dieser Insel ist es, verdammt nochmal NIE windstill! Ausser man braucht es mal GAR nicht. Murphy lässt grüssen. Inzwischen weht wieder ein Lüftchen, aber leider in die falsche Richtung und verteilt die Gaswolke wunderbar über die gesamte Insel.
Das Problem an diesen Dämpfen ist deren relativ hoher Schwefeldioxid-Gehalt. Direkt beim Ausbruch kann man nur auf der Windseite ohne Gasmaske stehen. Das, was uns auf der anderen Seite der Insel dann tatsächlich erreicht, sollte ungefährlich sein. Sagen die Nachrichten halt. So genau weiss das aber niemand, weil niemand hier im Norden oder Westen Messgeräte hat. Die sind alle im Osten, weil dort die Belastung anfangs ziemlich hoch war (die sind ja auch näher dran am Vulkan). Also haben wir hier halt mal mehr, mal weniger bläulichen Nebel (in etwa vergleichbar mit einer Aussicht vom Schöckl an sehr diesigen Tagen).

Daweil scheints ja noch niemanden zu stören. Die Isländer sehen das, finde ich, schon ein wenig ZU gelassen. Ob die Wolke schädlich ist? Ja, wahrscheinlich schon. Kommt das Schwefeldioxid nicht durch den Regen der letzten Tage ins Grundwasser? Anzunehmen. Ist das dann nicht vielleicht kontaminiert? Wahrscheinlich, aber gemessen hat noch niemand... nun ja. Ich nehme an, tausend Jahre auf einem Vulkan härten ab. Bisher ist noch niemand gestorben (also, ich hab zumindest noch nichts gehört) und die Tiere, naja, das wird man ja sehen, ob da welche krepieren (Mein armer Kraftur!!!). Teilweise wurde den Leuten im Osten aber schon empfohlen, Kinder und Lungenpatienten nicht rauszulassen und die Häuser kräftig zu heizen: dann dehnen sich die Baumaterialien aus und das Haus wird dichter.
Der Nebel hier ist allerdings so ziemlich allgegenwärtig und ungewöhnlich:


Ich bitte, dieses Bild mit der rechten Seite des Titelbildes meines Blogs zu vergleichen, dann wisst ihr ungefähr wovon ich rede. Wirkliche Vergiftungserscheinungen konnte ich bei mir aber noch nicht feststellen (ausser schwindende Konzentrationsfähigkeit, aber das muss ja nicht daran liegen..). Schwefelgeruch liegt allerdings mitunter schon in der Luft. Die Vorhersage für morgen meint aber, dass bei uns nichts sein soll. Immerhin.
Ich kann den Blog über den Vulkanausbruch, den ich weiter unten gepostet habe, übrigens nur empfehlen. Allein schon wegen der Bilder! Leider war ich zu spät um mich für die hiesgige Meisterschaft im pokahlaup (Sackhüpfen) anzumelden. Da gabs nämlich einen Flug über den Vulkan zu gewinnen. Zu dumm!

bless bless

Samstag, 13. September 2014

Hestarannsókn

Hier wird es jetzt schon herbstlich, auch wenn ich mich nicht beschweren darf: wir haben hier noch sehr gutes Wetter, meistens entweder strahlenden Sonnenschein (allerdings nur knapp über 10 Grad) oder regnerische starke Herbststürme. Das Wetter ist auch eher stabil und wechselt nicht stündlich. Muss wohl am engen Tal liegen oder so...

Jedenfalls hatten wir diese Woche noch mehr Glück als sonst: wir mussten für das Fach "Equine Behaviour" in Gruppen aufteilen und eine kleine Studie durchführen: eine Gruppe von 14 Hengsten unterschiedlichen Alters 3 Stunden lang auf der Weide beobachten und alle 5 Minuten aufschreiben was zwei (vorher) ausgewählte grade tun. Bevor das jetzt jemand übermässig spannend findet: die Hengste kennen sich, Stuten waren keine in der Nähe und ein Pferd verbringt den Grossteil des Tages mit Nahrungsaufnahme... aber das war ja nur als Übung gedacht. Als wir die Aufgabe bekommen haben, hat es draussen gestürmt und geregnet als gäbs kein morgen. Wir mussten natürlich trotzdem kurz raus, um uns "unsere" Pferde auszusuchen. Es lebe die Farbenvielfalt der Isländer, aber nass sind sie natürlich auch schwer auseinanderzuhalten. Wir haben also gleich laut gebrüllt kundgetan, dass der (einzige) Fuchs mit der Blesse und der (einzige!) Braune der Gruppe "uns" gehören und sind wieder zurück ins Warme.
Am nächsten Tag in Erinnerung an das grausliche Wetter, kamen trotz strahlendem Sonnenschein alle mit Isipulli, drei Schichten darunter und sogar Winteroverall am Treffpunkt an. Zum Glück, denn deswegen hat das Wetter gehalten:

wunderschöner Herbst!
Unsere Gruppe war sowieso luxuriös ausgestattet, denn Blanca und ich haben die (volle) Kaffeekanne aus unserem Appartment entführt und die anderen Mädls hatten Becher. Nur die Kekse waren leider aus. Die Lehrerin hat voll gelacht als sie uns gesehen hat: alle jammern, nur wir machen Picknick. Es kam auch tatsächlich ein Kaffeebettler im Laufe der Zeit. Der Rest hat sich anscheinend nicht fragen getraut.. kam hinterher raus.

Hier sind wir bei der Arbeit:


Die Studie an sich war nicht wirklich spannend: unsere Pferde haben (Überraschung!) meistens gegrast. Sowas.
Aber erfahrungsgemäss ist das Anstrengende an Studien ja nicht das Daten sammeln, sondern das Auswerten. Damit hab ich mich aber noch nicht näher befasst, weil am Montag schon die erste Zwischenprüfung ansteht. Ihr dürft raten welches Fach das ist:


Tja, und das lerne ich halt jetzt. Oder versuche es. Irgendwie bin ich eh schon gespannt wie ich bei der Prüfung abschneiden werde. Können müssten ich den ganzen Quatsch ja eigentlich... EIGENTLICH. Wie das uneigentlich ist, werde ich wohl nächste Woche erfahren. Morgen heissts jedenfalls nochmal lernen, ich hoffe das Wetter hält, dann kann ich das wieder so machen:

Montag, 8. September 2014

Hólar í Hjaltadal

Weil ich gerade Zeit habe und nicht lernen will, gibts hier ein Update über den Ort an dem ich jetzt fürs Erste lebe. Einge Leser sind hier ja schon gewesen, aber die meisten haben ihn auf ihrer Rundfahrt ausgelassen. Kein Wunder, hier ist ja auch nicht viel.

Erst einmal zur Lage des Ortes: Hólar í Hjaltadal liegt, wie der Name schon sagt, im Hjaltadalur, welches sich im Nordwesten Islands, genauergesagt im Skagafjörður: Karte
Auf dieser Detailkarte befindet sich Hólar im rechten oberen Eck, auf der gelben Strasse zwischen 767 und 768. Und ja, diese Strasse führt ins Nirgendwo.
Rechts unten, ziemlich genau dort wo "Húnavatnshreppur" steht, ist Sveinsstaðir (und Kraftur!!). Die Fahrzeit dorthin beträgt etwa 1 Stunde 20 Minuten bei gutem Wetter.
Nach Akureyri muss man der Strasse 1 in Richtung Osten folgen, von Hólar aus sind es etwa knappe zwei Stunden.
Der nächste Ort mit Supermarkt ist Sauðárkrókur, das ist in etwa so gross wie Blönduós und "nur" 20 Minuten Fahrzeit. Leider ist der Supermarkt ziemlich teuer, aber was soll man machen.

Wie ihr Euch bestimmt denken könnt: bin ich froh dass ich ein AUTO habe!!! Hedwig macht sich bisher ganz gut und bringt mich überall hin: wir waren schon auf Sveinsstaðir und in Akureyri. Irgendwie habe ich das Gefühl dass ich ständig taken muss, aber das liegt eher daran, dass der Tank eines Polos wesentlich kleiner ist als der des California daheim. Auf 100 km gerechnet verbaucht sie recht wenig für einen Benziner, wenn man so im Internet vergleicht.

Hólar selbst liegt recht malerisch im Tal, die Kirche und ihr Turm sind schon von weitem zu erkennen:

Hólar í Hjaltadal
Der Mini-Ort ist übrigens relativ alt: 1006 gegründet. Er war lange Bischofssitz, erst von den katholischen, dann von den protestantischen Bischöfen. Früher war hier das Zentrum des Nordwestens, alle wichtigen Wegen (nach Akureyri und in den Süden) führten hier durch und das macht Hólar auch zu einem regen Handelsumschlagplatz. Heute glaubt man das nicht so, wenn man hier ist: die Ringstrasse ist 20 Autominuten entfernt, und die einzige Strasse ins Tal endet auch in diesem.
Hier sind jetzt genau vier Dinge: eine Universität, eine Kirche, ein Restaurant und ein Kindergarten/Volksschule. Es sind eigentlich recht viele Gebäude dafür, aber schon allein die Ställe, Reithallen und Wohngebäude für Studenten und Lehrer machen den Grossteil davon aus. Das Schulgebäude selbst ist eher klein, ich nehme mal an dass die Volksschule St. Veit ein wenig grösser ist. Dafür haben wir ein Schwimmbad mit Hotpot, einen Turnsaal und das Restaurant befindet sich auch darin. Letztes ist übrigens sehr gut, aber leider nicht billig genug um dort öfter zu essen.

Auf dem Titelbild des Blogs seht ihr den Blick gen Süden ins Hjaltadalur hinein, sehr schön, aber die Berge sind so hoch, dass wir im Winter vermutlich zwei Monate lang die Sonne nicht sehen. Ich werde mich nach Sveinsstaðir zum Sonnenbaden flüchten, wenn es soweit ist.

liebe Grüsse!