Donnerstag, 24. Oktober 2013

Húsavík

Endlich habe ich es einmal in dieses hübsche Städtchen geschafft. Alle, die bereits dort waren, haben mir Húsavík als "malerisch", "süß" oder zumindest "sehr schön" beschrieben. Ich muss zugeben, es hat seinen Charme, auch zu dieser Jahreszeit. Ninni meinte, im Sommer wäre es noch viel schöner, vor allem wäre der Berg mit blühenden Lupinien übersät. Das kann ich nun nicht beurteilen, denn mittlerweile ist es hier eher gelb-braun, soweit das Auge reicht. Aber einen Ausflug ist es allemal wert. Letzten Samstag sind wir mit Baldvin dorthin gefahren, weil er auf einem Begräbnis singen musste. (Er singt tatsächlich sehr gut, deswegen wird er öfters für sowas engagiert.)

Húsavík
Ninni und ich waren natürlich nicht auf dem Begräbnis, sondern in der "Stadt". Svanhildur, die Mutter einer von Ninnis Reitschülerinnen war so freundlich uns ihr Auto zu überlassen, so konnten wir auch ein bisschen in der Umgebung herumkurven. Eigentlich wollten wir ja ganz brav in ein Museum gehen, aber wochenends im Winter hat man keine Chance auf Kultur. Walmuseum, Naturmuseum, etc. alles geschlossen. Das einzige, welches ganzjährig samstags geöffnet hat, war wegen Renovierung geschlossen. Dabei wollt ich doch so gern ein Foto von mir und dem Eisbär...

Als Ersatzprogramm haben wir als erstes die N1 heimgesucht (Ninni: "Ich brauche ZUCKER!") und sind dann ein bisschen herumgeschlendert. Kirche, Hafen und Strand liegen nur Minuten von einander entfernt und bei dem strahlend schönen Wetter auch hübsch anzusehen. Leider war der Wind dann aber doch ein wenig zu kalt um draussen länger zu verweilen.

am Strand von Húsavík
Hafen
Um dem Erfrierungstod (ein Monat Mitteleuropa und ma haltet nix mehr aus...) zu entgehen haben wir uns also in das Auto gesetzt und die Shoppingcenter des Ortes aufgesucht. Man höre und staune: Húsavík besitzt tatsächlich 2 (in Worten zwei!) Lebensmittelgeschäfte. Eines hat sogar einen kleinen Gemischtwarenladen dabei (der Teil war aber natürlich geschlossen), und Ninni meint was es dort nicht gibt, braucht man zum (Über-)Leben nicht.
Ob der ganzen Reizüberflutung (Achtung: Ironie!) hätten wir fast nicht gemerkt, dass wir zwar das Einfrieren erfolgreich abgewendet hatten, aber dafür in nächster Zukunft dem Hunger zum Opfer fallen würden. Was also tun? Wir haben uns was zum Essen gekauft und Ninni wussten einen Platz mit schöner Aussicht.

lauwarmer Teich kurz vor Húsavík

Das Wasser ist sogar lauwarm. Seltsam, man kann nämlich nirgends den üblichen Wasserdampf entdecken, der auf eine heisse Quelle in der Nähe hinweist. Baden gehen würd ich nur im Sommer. Und auch dann kann man nur planschen, der Teich ist wirklich flach. Jemand hatte die grossartige Idee, hier Krokodile zu züchten, bekam aber die behördliche Erlaubnis nicht. Sowas. Ich möchte mal wissen, was dieser kreative Mensch so zu trinken pflegte...



Freitag, 18. Oktober 2013

Oktober

Schon wieder Freitag! Die Zeit verfliegt wie immer, ohne dass man etwas merkt. Diese Woche ist ohne nennenswerte Zwischenfälle vergangen: wir trainieren die Jungpferde und auch die älteren, lassen die Hengste auf die Weide und holen sie am Abend wieder herein, füttern und misten aus. Zwischendurch kommen Ninnis Reitschüler für ihre Unterrichtsstunden und manchmal mache ich da auch mit. Letztens haben wir in der Reithalle eine Art Fuchsjagd gemacht: ein Reiter sitzt auf einem roten Tuch im Sattel und die anderen müssen versuchen ihm selbiges wegzunehmen. Wer das Tuch von selbst verliert, muss absteigen, es aufheben, sich verkehrt aufs Pferd setzen und so weiterspielen, bis ein anderer Reiter ihm das Tuch wegnimmt. Die Kinder sind verdammt geschickt darin, mir ist das zum Glück nie passiert. Ich glaube, ich hätteaber eine Sondergenehmigung zum richtig sitzen bekommen, schliesslich war das ganze auch ein Testlauf für den vor kurzem erst kastrierten Wallach, auf dem ich gesessen bin. Er war zwar ruhig, aber Ninni traut ihm (noch) nicht so ganz....

Mittlerweile werden die Tage hier schon deutlich kürzer: Wenn wir rausgehen, geht die Sonne gerade mal auf. Vor zwei Wochen war sie schon aufgegangen wenn bei mir der Wecker geläutet hat. Wenn wir abends reinkommen, ist es meist schon recht finster. Unglaublich, wie es einem dann sofort die Augen zudrückt. Wobei das vielleicht nicht nur die Dunkelheit, sondern auch die Wärme, das Stillsitzen und nicht zuletzt das warme Essen bewirken. Aber ich könnte sofort einschlafen.

Um dem zu entgehen, haben Ninni und ich beschlossen die TV-Serie Game of Thrones zu schauen. Schwerer Fehler, jetzt sind wir beide süchtig und die Internetverbindung ist verdammt langsam.
Für alle die das nicht kennen: das ist die Verfilmung der Bücher von George R. R. Martin, einer Fantasy-Reihe mit vielen Charakteren, Schauplätzen und Handlungen. Wie es sich für ein zünftiges Epos gehört, gibt es schon auf den ersten 100 Seiten im Buch allerhand Intrigen, Liebschaften, Anschläge und ein gerüttelt Maß an Mord und Totschlag. Ich habe im Sommer in Kroatien den ersten Band gelesen und mir graut schon vor dem Zeitpunkt an dem wir in der Serie weiter sind als im Buch und ich nicht mehr weiss was passieren wird... wer Fantasy mag, dem kann ich diese Bücher (soweit ich sie kenne) nur empfehlen.

Bevor ich hier aber noch alle nicht-Fantasy-Leser zuquatsche, poste ich lieber ein paar Fotos: gestern waren wir bei den Zuchtstuten. Auch Ninni hat eine und wollte sehen wie es ihrem Baby geht. Also haben wir eine kleine Wanderung unternommen und haben den Fohlenkindergarten besucht: Sehr niedlich, die Kleinen.






Freitag, 11. Oktober 2013

Erste Arbeitswoche

Entgegen aller Befürchtungen von seiten Ninni ist es bei uns hier noch nicht fürchterbar kalt und regnerisch. Im Gegenteil, in den letzten Tagen haben sich zweistellige Plusgrade und eigentlich durchwegs gutes Wetter breitgemacht. Na gut, wolkenlos ist es nicht, aber hell und freundlich und zwischendurch kommt die Sonne heraus. Laut Wetterbericht soll das auch das ganze Wochenende so bleiben. Mir solls nur recht sein. Einzig und allein die zwischenzeitlichen Sturmböen trüben den isländischen Altweibersommer. Auf den Fotos sieht er leider dunkler aus, als er ist.

Abendstimmung über Torfunes

Blick über das Tal am späten Nachmittag

Ansonsten ist meine erste Arbeitswoche hier eher unspektakulär verlaufen. Wir haben etwas über 20 Pferde im Training, die meisten davon Jungpferde. Es sind sogar soviele Jungpferde, dass die paar trainierten Reitpferde ordentlich viel laufen müssen, weil wir am Anfang alle jungen Pferde mit einem erfahrenen Pferd, an welchem es sich orientieren kann, ausreiten. So kommen Flugar, Háey, Sólfaxi, Löpp und Ljúfur zu ausreichend Bewegung.
Bisher sind alle Jungpferde durchwegs über-brav. Wirklich erstaunlich, keines ist schreckhaft oder schüchtern, keines hat Angst vor Sattel oder Zaumzeug, selbst wenn man selbige das erste Mal auflegt. Fast schon langweilig, nie passiert was.

Da wir zu zweit sind, müssen wir uns nicht beeilen, die Arbeit geht sich im Lauf des Tages shcön aus. Manchmal unterrichtet Ninni andere Leute, dann bleibt die Stallarbeit grossteils an mir hängen. Aber selbst dann ist es auch nicht wirklich viel Arbeit, weil die Pferde über Nacht draussen sind. Als Ausgleich unterrichtet Ninni dann auch mich, wenn wir Zeit haben. Hier reite ich auf Flugar, einem sehr lieben 5jährigen Wallach.



Sonntag, 6. Oktober 2013

Torfunes

Wie erhofft, verlief der letzte Teil der Reise gänzlich unspektakulär: der Bus ist pünktlich losgefahren und im Gegensatz zu mir wusste der Fahrer auch ganz genau, wo Torfunes liegt. Dort hat Ninni schon gewartet und mich die letzten 50m mit dem Auto gefahren. Diesmal hat das Timing gestimmt, das Abendessen hat schon auf dem Tisch gewartet. War auch nötig, der Muffin hat nicht lange vorgehalten.

Torfunes ist ein bisschen grösser als Sveinsstaðir, der Besitzer heisst Baldvin ("Diddi") und lebt hier allein. Seine Kinder sind schon ausgezogen und haben selbst Familie. Seine Freundin Guðny wohnt in Akureyri, ist aber auch öfter bei uns. Ausser mir und Ninni gibt es auch noch einen Hund, Torfi.


Wie ihr sehen könnt, ist Torfi ein sehr höflicher Hund. Aufgrund seiner *hust* eher robusten *hust* Konstitution bekommt er nicht allzuviel zu essen. Er versucht das zu umgehen, indem er jeden verfügbaren Menschen gaaanz traurig ansieht und dann (zum Glück nur) einmal entrüstet bellt, wenn man ihm trotzdem nichts gibt. Seine Lieblingsspeise sind Pferdeleckerli, damit kann man ihn überall hinlocken.

Ich habe noch nicht allzuviele Fotos gemacht, weil das Wetter eher bedeckt war, da werden dann auch die Fotos von den wunderschönen Herbstfarben eher mittelmässig. Ich hoffe aber, irgendwann diese Woche noch die Sonne zu sehen, vorzugsweise an einem Tag an welchem ich auch daran denke meine Kamera mit nach draussen zu nehmen. Für die ersten Eindrücke müssen jetzt halt unspektakuläre Bilder herhalten:
Blick Richtung Süden





Ja, bei uns hat es gestern Nacht geschneit. Und vorgestern Nacht auch schon. Zum Glück geht der Schnee über den Tag grossteils wieder weg. Noch jedenfalls. Ninni fängt schon an sich Sorgen zu machen, dass das vierrädrige Motordings (ich weiss nie wie die jetzt heissen) morgen nicht anspringen wird.





Ljúfur


Hier posiert ein Kinderpferd namens Ljúfur für mich auf seiner Weide. Ljúfur ist eher klein und ruhig, deswegen leisten ihm an und zu (einzeln natürlich) ein paar Hengste Gesellschaft. Die meisten kennen ihn schon und kümmern sich nicht weiter. Für diejenigen, die sich trotzdem noch aufspielen, hat Ljúfur nur einen Blick Marke "ma-bitte-nicht-schon-wieder" übrig und lässt sich weiter nicht stören.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Abenteuer Busfahren

Ich habs ja gewusst. Diese Reise hat bisher zu gut funktioniert. Damit war es heute vorbei:
Nach einem schönen Abend, gutem Essen und einer eher kurzen Nacht in Sveinsstaðir, waren Inga Sóley und der kleine Magnús so nett, mich mit dem Auto an die Strasse zu fahren und auch dort zu warten, sodass ich nicht im Regen stehen musste. Das war auch gut so, dann der Bus aus Reykjavík kam so spät, dass wir schon in Blönduós angerufen hatten um zu fragen ob wir ihn nicht schon verpasst hätten. Als er dann verspätet kam, musste natürlich alles schnell gehen und in der Hektik habe ich meine Geldtasche (mit dem Fahrschein) in Inga Sóleys Auto vergessen. Aufgrund der Verspätung wartete der Bus auch nicht wie sonst 20 Minuten in Blönduós, wohin mir die liebe Inga Sóley ja prompt nachgefahren wäre.

So weit, so schlecht. Nun wäre aber Ísland nicht Ísland, wenn es nicht für alles eine Lösung gäbe: Zufälligerweise war die Busfahrerin dieselbe, die mich am Tag davor von Reykjavík nach Borgarnes (dort gabs dann einen Fahrerwechsel) gefahren hat, und mit ihr hatte ich lang und breit diskutiert, wieviele Zonen es bis ins Vatnsdalur denn nun eigentlich sind. Dadurch hat sie sich erinnert, dass ich schon in Reykjavík für die ganze Strecke nach Akureyri bezahlt hatte und hat mich trotzdem mitgenommen.

Ausgemacht war ja, dass ich in Akureyri abgeholt werde. Als ich nach 2 Stunden dösen dann doch einmal mein Handy herausgekramt habe und ganze 7 !!! verpasste Anrufe von Ninni (meiner zukünftigen Arbeitskollegin) drauf hatte, ist mir gleich gedämmert, dass das vermutlich nicht der Fall sein wird. Ich rufe sie also gleich zurück und erfahre etwas über einen verrückten stressigen Tag, und dass ich bitte den Bus, der dort an derselben Haltestelle schon wartet, nehmen soll bis zur Abzweigung nach Húsavík, wo ich dann abgeholt werde.

Klingt ja ganz einfach, oder?
Tatsächlich stand dann auch nur ein Bus mit der Aufschrift "Mývatn-Egilsstaðir" dort. Ich gehe also hin und frage den Fahrer (erst auf isländisch, dann auf englisch) ob er bis dorthin fährt. Aber auch auf wiederholte Anfrage und die Betonung darauf, dass ich ja gar nicht direkt nach Húsavík sondern nur in diese Richtung muss, bekomme ich nur verneinende Antwort. Also fährt der Bus ohne mich. Ich telefoniere wieder mit Ninni, die mir bestätigt, dass das der richtige Bus gewesen wäre. Tja.

Jetzt sitze ich also in Akureyri im 1862 nordic bistro und warte auf den Bus nach Húsavík (tatsächlich fährt heute abend noch einer), der mich dann immerhin mehr oder weniger vor der Haustür in Torfunes abliefern wird.

Muffin und Kaffi im 1862 nordic bistro
Die versprochenen Herbstfotos kann ich leider immer noch nicht posten, weil ich Ei natürlich vergessen habe, den Kameraakku über Nacht aufzuladen. Und mein Handy aus dem (gefühlten) Jahre Schnee hats kameratechnisch noch nicht so drauf. Da bin ich schon froh, dass man nach drei Anläufen die bunten Smarties auf meinem Muffin erkennen kann. Und mein schönes Pferdchen-Notizbuch.

Ich hoffe dass die weitere Reise pannenlos verlaufen wird. Geld hab ich ja genug (erstaunlich, wieviel sich in diversen Hosen- und Jackentaschen so ansammelt) und ich werde mich bemühen den Bus nicht zu verpassen.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Neuer Versuch!

Trotz aller früheren gescheiterten Versuche diesen Blog halbwegs aktuell zu halten, wage ich noch einen neuen Anlauf. Zumindest im Winter scheine ich ja hin und wieder Zeit zu haben, wenn man sich die Statistik anschaut. Ich probiere jetzt mal das Modell "wenig-aber-öfter-schreiben". Kann sein, dass ich das letztes Jahr auch gesagt habe, fällt mir gerade ein.

Den ersten Post widme ich aus aktuellem Anlass dem isländischen Wetter. Erwähnenswert: egal um welche Jahreszeit und zu jeder Tages- und Nachtzeit, wenn ich in Keflavík lande, dann stürmt und regnet es. Oktober 2013 bildet da keine Ausnahme. Auch am heutigen Tag war es in Reykjavík noch eher trist:
2.10. um 9:00 morgens in Reykjavík
Immerhin ist es noch ein bisschen grün. Kaum war ich im Borgafjörður, ist die Sonne herausgekommen und wir hatten strahlend schönes Herbstwetter. Hier in Island sind die Blätter und Gräser schon so verfärbt, wie sie bei uns in frühestens einem Monat sein werden. Wunderschön anzuschauen, aber als ich ein Foto machen wollte, hat der Akku von meiner Kamera aufgegeben. Einfach so. Schwein.
Vielleicht schaff ich morgen ein Herbstfarben-Foto auf dem Weg nach Akureyri. Hier kann ich keines machen, denn kaum hatten wir das Hochland erreicht, war um uns herum schon wieder eine graue Nebelsuppe. Die Farben, sofern vorhanden, kommen dann einfach nicht zur Geltung. Meine Hoffnung, dass das Wetter nur im Hochland schlecht ist, hat sich leider nicht erfüllt.

Nachdem der Bus auch ganz brav an der von mir angegebenen Stelle gehalten hat (das stresst mich immer ein bisschen), haben mich als erstes die drei Hunde begrüsst. Wie es die Hunde-Etikette (offenbar) vorschreibt, haben sie nicht aufgehört mich zu begrüssen bis alles dreckig und voller Hundehaare war. Alle anderen haben sich natürlich auch gefreut und die Kinder haben mir verboten weiterzufahren. Irgendwie fühl ich mich auch gar nicht nach weiterfahren, ich bin ja schon angekommen. Komisches Gefühl. Aber ich werde natürlich morgen mittag trotzdem an der Strasse stehen und hoffen dass der Bus mich auch wieder mitnimmt (das stressig mich noch ein bissi mehr) nach Akureyri.